Eingewöhnung im Kindergarten
Immer wieder erreicht mich eine ganz besonders wichtige Frage und da der Schulstart und damit auch der Start ins neue Kindergartenjahr wieder bevor steht, möchte ich heute zum Thema EINGEWÖHNUNG schreiben.
Je jünger ein Kind ist, desto länger dauert die Eingewöhnungsphase in eine Form der Fremdbetreuung. Je reifer das Kind, je bekannter schon die neue Umgebung ist und je einfühlsamer und zuwendungsaktiver die zukünftige Betreuerin reagiert, desto schneller und unkomplizierter gelingt die Ablösung. Die Grenze zwischen rascher und weitgehend schon selbstständiger Ablösung sowie schwieriger und noch unbedingt begleiteter liegt bei etwa drei Jahren. Das sind eigentlich Fakten, mit denen alle Eltern argumentieren können und die von keiner einigermaßen kenntnisreichen Erzieherin oder anderen pädagogischen Kraft verneint werden können. Das heißt: Alle Kinder unter drei Jahren benötigen eine begleitete Ablösung, wobei die Dauer das Kind bestimmt. Denn jedes Kind ist da ein bisschen anders unterwegs und Veranlagung und Entwicklung sind individuelle Faktoren, die nicht über einen Kamm geschoren werden können.
Bei der sanften Ablösung soll das Kind das Tempo der Trennung bestimmen können. Auf jeden Fall sollten alle Eltern, die ihre Kinder früh fremdbetreuen lassen – also unter drei Jahren – immer in Habachtstellung sein und sich notfalls rechtzeitig anrufen lassen, um zurückkehren zu können. Dieses Sicherheitsnetz muss sein! Es ist auch kein pädagogischer Fehler, noch einmal „zurückzurudern“, wenn einmal ein Trennungsmanöver misslingt. Zwischen ein und zwei Jahren ist eine Betreuung vormittags noch ohne Mittagsschlaf immer die bessere Variante, denn der Mittagsschlaf zusammen mit anderen Kindern ist immer eine Klippe. Einschlafbegleitung mehrerer Kinder gleichzeitig ist für eine Erzieherin auch fast ein Ding der Unmöglichkeit. Ab dem zweiten Lebensjahr muss man sowohl das Essenszeremoniell als auch den Mittagsschlaf im Ablauf genau miteinander besprechen – Stichwort „Erziehungspartnerschaft“ zwischen Pädagoginnen und Eltern.
Eine Eingewöhnung muss nicht mit Tränen sein! Das Vertrauen des Kindes muss, begleitet von Mama (oder Papa) und viel Zeit, auf die Erzieherin übergehen – dann funktioniert Trennung ohne Tränen. Das Kind entfernt sich freiwillig von der Mutter oder dem Vater. Es zeigt Interesse an dem, was ihm die Betreuungsperson anbietet und erkundet die Umgebung ohne Angst. Und es nimmt freiwillig mit der Betreuungsperson Kontakt auf. Erst wenn das Kind genügend Vertrauen in die neue Bezugsperson gewonnen hat und sich von ihr wickeln, füttern, herumtragen und trösten lässt, dann auch mit ihr spielt, ohne sich ständig bei der Mutter abzusichern, ist ein Trennungsversuch möglich.
Entscheidend bei der sanften Ablösung ist die aktive Hinwendung des Kindes zu seiner neuen Bezugsperson. Das funktioniert, entgegen konventioneller Ansichten, auch in Gegenwart der Mutter. Denn wie würde sich sonst ein Kind der Großmutter oder dem Vater zuwenden können?“ Nur wenn die Mutter (oder auch der Vater) in der Krippe als „sicherer Hafen“ fungiert und das Kind auf diese Basis vertrauen kann, traut es sich auch. Dann probiert das Kind sozusagen die neue Person aus, wie sie reagiert und was bei ihr zu erwarten ist. Bis es soweit ist, können im Einzelfall Woche vergehen.
Bei Fragen können Sie sich gerne an mich wenden, auch für ein Beratungsgespräch!
Liebe Grüße
Nicola Etzelstorfer